Der Entwurf für den Umbau stammt vom Architekturbüro „Atelier ST“ aus Leipzig. Das Büro setzte sich in einem architektonischen Qualifizierungsverfahren gegen drei Mitbewerber durch - eine ziemliche Herausforderung, weil sich die beiden Auftraggeber uneins waren. Die Stiftung Luthergedenkstätte plädierte für einen Neubau mit Archiv- und Veranstaltungsräumen, während die Denkmalpflege auf den Erhalt des bestehenden Hauses bestand – schon deshalb, weil es direkt neben dem Geburtshaus Martin Luthers und der Taufkirche steht. Das Architektenpaar Silvia Schellenberg-Thaut und Sebastian Thaut konnte mit seinem Entwurfskonzept allerdings beide Parteien überzeugen.
Die Architekten folgten konsequent den Vorgaben von Ort und Bestand. Als Auflage hatten sie den städtebaulichen Denkmalschutz genauestens einzuhalten. Die Denkmalpflege forderte, die Außenmauern des Hauses, insbesondere Trauf- und Firsthöhe, zu erhalten. Der Altbau wurde komplett entkernt und der Neubau als homogener Stahlbetonbau konstruiert. Die gartenseitige Dachform wurde den tiefgezogenen Steildächern in Eisleben angepasst. Außerdem weist sie den Weg zum neuen Haupteingang.
Von außen betrachtet erscheint das Gebäude eher klein, im Inneren überrascht es durch eine beachtliche Größe mit von etwas über 290 m2 Nutzfläche. Im Erdgeschoss befinden sich die öffentlichen Räume, die alle barrierefrei zugänglich sind. Eine Bibliothek und Depoträume sind im Obergeschoss, ein Archiv im Dachgeschoss untergebracht. Die Fenster sind tageslichtdicht und wirken nur nach außen als gewöhnliche Fenster. Das Dachgeschoss blieb fensterlos.
Warmes Material war den Architekten sehr wichtig. Sie entschieden sich bei allen Einbauten für mittelbraune Eiche: Türen, Rahmen, Fenster, Handläufe und Treppenbrüstungen sowie die Arbeitstische. Beim Schalterprogramm fiel die Wahl auf Gira S-Color in Schwarz. Eine Schalterserie, die optisch durch die geometrischen Grundformen Quadrat und Kreis besticht.
Die Architekten hatten bei der Planung stets die Betriebskosten im Blick. Da es wenige Fenster, dafür aber dicke Wände gibt, bleibt das Raumklima im Sommer wie im Winter relativ konstant. Geheizt und gekühlt wird mittels einer Wärmepumpe durch Rohrleitungen in den Decken. Entstanden ist ein Vorzeigeobjekt, in dem Neu und Alt eine gelungene Symbiose darstellen.