Mitten in der Tiroler Berglandschaft, nur wenige Kilometer hinter der Grenze zu Bayern, entstand in den Jahren 1957 bis 1959 ein Passionsspielhaus. Gebaut wurde es nach den Plänen des Architekten Robert Schuller in der Gemeinde Erl mit ihren knapp 1.500 Einwohnern. Ebenso viele Sitzplätze hat auch das Passionsspielhaus, dem man das riesige Volumen von außen nicht ansieht. Robert Schuller hat das Gebäude harmonisch in die Landschaft eingefügt und seine außergewöhnliche, kühne Form zu einem markanten Wahrzeichen der Gegend gemacht. Bis heute gilt der Bau als ein akustisches und architektonisches Meisterwerk. Allerdings war nie eine Heizung vorgesehen, weshalb im Winter in Erl bislang keine Vorstellungen stattfanden.
Dank eines privaten Hauptfinanziers konnte ein Architekten-Wettbewerb für einen Neubau eines Festspielhauses ausgelobt werden. Gewonnen hat diesen das Wiener Büro Delugan Meissl Associated Architects gegen namhafte Wettbewerber. Realisiert haben die Wiener das neue Festspielhaus in nur 21 Monaten Bauzeit in unmittelbarer Nähe zum alten Passionsspielhaus.
Die Architektur des Festspielhauses respektiert bewusst das bestehende Passionsspielhaus. Das Büro Delugan Meissl Associated Architects hat den Bau so weit wie möglich in den anliegenden Felshang hineingeschoben. Den Schwung des Gebäudes von Schuller nahmen sie auf und leiteten ihn aus dem Berg wieder hinaus. Um einen Kontrast zum weißen Passionsspielhaus zu schaffen, haben sie diesem einen dunklen Baukörper gegenübergesetzt. Farblich entsteht ein jahreszeitliches Wechselspiel: Während im Winter das weiße Passionsspielhaus mit der verschneiten Umgebung verschmilzt, sticht das dunkle Festspielhaus inmitten der hellen Landschaft hervor. Im Sommer hingegen passt sich die schwarze Hülle an die von dunklem Wald geprägte Hintergrundlandschaft an, sodass die helle Fassade des Passionsspielhauses im Vordergrund steht.
Das Foyer mit seinen weiß-glatten Oberflächen bildet einen ausdrucksstarken Kontrast zum Konzertsaal. Dieser wird durch einen deutlichen Materialwechsel bestimmt: Holzoberflächen und gedämpfte Farben sorgen für ein warmwohlige Ambiente. Alle 862 Sitzplätze sind dem 450 m2 großen Bühnenraum ganz klassisch gegenübergestellt. Der Blick aus dem Orchestergraben ist beeindruckend: Mit seinen 160 m2 gehört er zum Größten, was Musikhäuser in der Welt für ihre Orchester an Raum bieten können.
Um den großen Saal herum wurden die Büros und Übungsräume, die Werkstätten und Lagerräume platziert. Die Einsingräume, die Garderoben und Schminkräume liegen dagegen an langen Fluren. Das Büro Delugan Meissl Associated Architects hat sich für das Schalterprogramm Gira E2 entschieden. Es verbindet gestalterischen Purismus mit hoher Qualität: Die Schalterlinie E2 besteht aus bruchsicherem Thermoplast mit einer eleganten, leicht mattierten Oberfläche.