Mit ihrer Lauswiesenhalle kann Schorndorf-Haubersbronn optimistisch in die Zukunft blicken: Sie ist schon jetzt ein Sieger, was Energieeffizienz, Wirtschaftlichkeit und Sicherheit betrifft. Allein mit der cleveren Vernetzung aller haustechnischen Gewerke können bis zu 35% der herkömmlichen Betriebskosten eingespart werden. Zudem muss der Betreiber seltener persönlich vor Ort sein, da Störmeldungen automatisch übermittelt und offenstehende Fenster und Türen aus der Ferne erkannt werden. Verantwortlich für Konzeption und Ausführung der Elektroinstallation und Gebäudeautomation zeichnete Schlotz Gebäudetechnik aus Schorndorf, die mit ihrem durchdachten Projekt den Gira System-Integratoren Award 2014 in der Kategorie „technische Detaillösung“ gewonnen hat und für den Energieeffizienzpreis 2014 des ZVEH/ZVEI nominiert wurde.
Elegante Rhön- und Kunstradauftritte, Boden- und Geräteturnen werden in Haubersbronn ebenso trainiert wie Tischtennis, Basketball, Handball oder Volleyball. An den Wochenenden finden zudem oft Wettbewerbe in der Lauswiesenhalle statt. Sie misst 44 x 22,50 Meter, das Spielfeld mit einer Abmessung von 40 x 20 Metern lässt sich in drei kleinere Einheiten für parallel stattfindende Trainingseinheiten aufteilen. Mit einem breiten Lichtband im oberen Hallendrittel wird die Halle mit Tageslicht beleuchtet.
Im Mittelpunkt der Elektroinstallation steht die Vernetzung aller haustechnischen Komponenten über ein KNX System. Unter anderem sind Beleuchtung, Jalousien, Fenster, Türen, Heizung und Lüftung miteinander verknüpft und werden in Abhängigkeit zueinander automatisch geregelt. „Durch die Gewerke übergreifende Vernetzung konnten wir bereits die Investitionskosten reduzieren, da KNX-Kombisensoren ihre Informationen gleich mehreren Gewerken, wie Heizung, Lüftung oder Elektro, zur Verfügung stellen“, berichtet System-Integrator Ralf Schlotz. Das KNX System ist gekoppelt mit einem Outlook Terminkalender, in den der Betreiber die Belegzeiten einträgt – so werden Raumtemperatur, Luftqualität, Warmwasser und Beleuchtung vollautomatisch und ohne manuelles Zutun bedarfsgerecht reguliert. Die speziell von der Firma Schlotz entwickelte Software wertet den Outlook-Terminkalender mit all seinen Funktionen aus und gibt die relevanten Informationen an den Gira FacilityServer in der Halle weiter. Dieser sendet dann die entsprechenden Befehle an die Aktoren und bezieht dabei auch Informationen installierter Sensoren, wie Temperatur, CO2-Gehalt oder Luftfeuchte, mit ein.
Automatische Legionellenspülung
Für stets keimfreies Frischwasser hat Ralf Schlotz ein komplexes Programm zur kontrollierten und sicheren Legionellenspülung entwickelt. In definierten Zeitabständen übermittelt der Gira FacilityServer den Befehl an die Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik zur automatischen Spülung: Die Temperatur des Warmwassers wird auf mindestens 70°C erhöht. Ist diese Temperatur erreicht, werden die elektrischen Ventile an den Wasserauslässen angesteuert und die Leitungen desinfiziert. Um Verbrühungen zu vermeiden, finden die Spülungen außerhalb der Belegung statt und die Räume werden zusätzlich mit Präsenzmeldern überwacht. Der Betreiber erhält ein Protokoll als konkreten Nachweis, wann, wie lange und mit welchen Temperaturen gespült wurde – er selbst muss dazu also nicht mehr selbst vor Ort sein.
Bedarfsgerechte Beleuchtung
Die Beleuchtung der Sporthalle erfolgt bedarfsgerecht und energieeffizient: dank Präsenzmeldern nur dann, wenn Personen anwesend sind. Kombiniert ist dies mit einer Konstantlichtregelung via DALI – wird es im Tagesverlauf draußen heller, dimmt die künstliche Beleuchtung herunter, wird es abends wieder dunkel, schaltet sich automatisch mehr Licht hinzu. So wird immer ein konstanter Wert von 500 Lux erreicht. Bei einer Leuchtmittelstörung wird automatisch eine Meldung an den Hausmeister abgesetzt. Benötigen etwa die Tischtennisspieler eine stärkere Beleuchtung, können sie dies an einem Touchdisplay im Regieraum selbst regulieren. Das grafische Interface ist über selbsterklärende Symbole intuitiv bedienbar. Wird die gesamte Halle genutzt, wird die Beleuchtung überall geschaltet, sind die Trennwände heruntergelassen, erscheinen automatisch die einzelnen Bereiche auf dem Display und lassen sich unabhängig voneinander bedienen. Neben der Beleuchtung können die Sportler auch die Basketballkörbe herunterfahren. Über eine zweite, passwortgeschützte Ebene haben die Techniker Zugriff auf die gesamte Gebäudeleittechnik.
Beschattung
Eine Wetterstation auf dem Dach erfasst die Wetterdaten und gibt diese Informationen weiter. Im Sommer werden dann je nach Sonnenstand die Jalousien auf der entsprechenden Seite heruntergefahren. Der Gira FacilityServer errechnet zudem die Position der Sonne und kippt die Lamellen so, dass die Halle blendfrei belichtet wird. So wird eine Aufheizung der Halle vermieden und die Lüftungsanlage entlastet. An kalten Tagen bleiben die Jalousien geöffnet und die Sonnenenergie unterstützt die Heizung beim Erwärmen der Halle.
Heizung, Lüftung, Klima
Beheizt wird die Lauswiesenhalle durch Brennwert-Gasthermen in Kaskadenschaltung. Eine Solaranlage auf dem Dach erwärmt zunächst das Brauchwasser in zwei großen Warmwassertanks, anschließend das Wasser in einem Pufferspeicher. Im Winter unterstützt die Solaranlage so auch die Heizung. Die Lüftungsanlage arbeitet mit Wärmerückgewinnung, das heißt kalte Frischluft wird im Winter durch die Wärme der Abluft vorgewärmt. Die Heizungs- und die Lüftungsanlage sind mit einer Netzwerk-Schnittstelle in die Gebäudetechnik eingebunden. KNX-Kombisensoren übermitteln Raumtemperaturwerte, CO2-Gehalt und Feuchtigkeitswerte. Steigt der CO2-Gehalt auf einen definierten Wert an, wird automatisch gelüftet. Durch die Passivbauweise des Gebäudes, eine intelligente Beschattung und Lüftung kann auf eine Klimaanlage verzichtet werden. Im Sommer wird die Halle umweltbewusst kontrolliert und durch eine Nachtauskühlung über die großen Fensterflügel klimatisiert.
Sicherheit – Brandschutz und Alarmanlage
Alle Fenster und Türen sind mit Kontakten versehen und werden auf den Zustand „geöffnet/geschlossen“ überwacht. Beim Öffnen außerhalb der Belegzeiten, bei Meldungen der Vds-Brand- sowie der Rauchwarnanlage setzt der Gira FacilityServer Alarmmeldungen ab. Auch bei Störungen der Elektro, Heizung, Lüftung sowie der Sicherheits- und Zutrittskontrolle wird der Betreiber wahlweise per E-Mail, Sprachmitteilung oder SMS informiert. „Durch das umfassende Störmeldesystem hat der Betreiber immer einen Überblick über den Status aller Gewerke“, erklärt Ralf Schlotz. „Zudem senden wir die Meldungen gleich zielgerichtet an die Verantwortlichen der einzelnen Gewerke, die bei Bedarf unverzüglich handeln können. Das spart Zeit, denn der Betreiber muss nicht ständig vor Ort nach dem Rechten sehen und dann erst die Techniker kontaktieren.“
Energiemonitoring
KNX-Zähler erfassen die Verbrauchsdaten von Strom-, Wasser- und Wärmemengenzählern. Über das Bussystem laufen diese Daten zusammen, werden automatisch formatiert, in einem Energiebericht für die Stadtverwaltung Schorndorf gespeichert und archiviert. Zeitaufwändiges Zählerablesen vor Ort entfällt, Personalkosten, aber auch Fehlerquellen werden dadurch verringert. In der MSR-Visualisierung ist jederzeit erkennbar, wie viel Wärme gerade über die Solaranlage einfließt, welche Temperatur die Warmwassertanks haben und ob weitere Wärmeenergie in den Pufferspeicher geleitet wird. Auf dem Dach der Halle ist zudem eine Photovoltaikanlage installiert, deren Ertrag als Eigenstrom genutzt und Überschüsse ins Stromnetz eingespeist werden.
Visualisierung und Fernzugriff
Im Gira FacilityServer laufen alle Informationen zusammen: von der Elektrotechnik, der Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik, Heizung, Klima, Lüftung, Wasserversorgung mit Legionellenspülung, Zutrittskontrolle, Brandmelde- und RWA-Anlage, Beschattung und Verbrauchsdatenmessung. Rund um die Uhr können Stadtverwaltung, Wartungs- und Betreiberfirmen mit unterschiedlichen Zugriffsrechten per Fernzugriff Einblick in die Liegenschaft nehmen – über ein selbsterklärendes Interface via PC oder mobile Endgeräte.
Zutrittskontrolle
Nur während der Belegzeiten haben die Sportler Zutritt zur Sporthalle, via Fingerprint öffnen Sie die Tür. So gehen keine Schlüssel mehr verloren und es lässt sich jederzeit nachvollziehen, wer zuletzt in der Halle gewesen ist und diese in einem guten oder auch einem unangemessenem Zustand hinterlassen hat.